Eine Definition von Leadership ist: „Leadership ist meine Fähigkeit zu beeinflussen“ (Leadership is my ability to influence). „Leading by Influence“ heißt es unter erfolgreichen Unternehmern und in der Management-Literatur. Und genau darum geht es: Egal ob ich mich selbst, andere, ein Team oder eine ganze Organisation führe – unterm Strich bedeutet Führung, das Ergebnis zu erzielen, das ich haben möchte. Und weil ich nicht alleine auf der Welt bin, ist der Umgang, also die Kommunikation mit anderen Menschen unabdingbar – im Job und auch im Leben. Es geht also um den Einfluss auf andere.
Die Pandemie fordert eine neue Führungskultur
Ein früheres Verständnis von Führung war es, anderen Menschen zu sagen, was er oder sie zu tun hat. Mikromanagement mag in manchen Situationen zielführend sein. Dabei gebe ich jedem Mitarbeiter jeden Schritt genau vor und erwarte, dass dieser einwandfrei ausgeführt wird. Was einwandfrei bedeutet, kann ich als Führungskraft ja selbst bestimmen, oder nicht? Was passiert jedoch, wenn ich selbst nicht mehr so nah dran bin? Wenn ich nicht selbst der Experte für die Aufgaben meiner Mitarbeiterinnen bin, sondern sie selbst? Unsere Arbeitswelt ist digitaler, sehr viel komplexer und vor allem immer schnelllebiger geworden. Tools, mit denen wir arbeiten, Probleme, die wir lösen, Endgeräte, die wir verwenden – all das war vor kurzem noch gar nicht erfunden. Und dann kam Corona. Eine weltweite Pandemie, die die meisten von uns zwingt, zu Hause zu bleiben und von dort zu arbeiten.
- Wie funktioniert Führung jetzt, wenn ich meine Mitarbeiter kaum mehr sehe?
- Wenn ich nicht sicher weiß, wann sie arbeiten und woran sie arbeiten?
- Wenn ich die Stimmung im Büro nicht mehr erlebe und die Tür-und-Angel-Gespräche wegfallen?
Was ist Remote-Leadership?
Remote Leadership ist meine Fähigkeit, auch auf Distanz positiv zu beeinflussen, um gemeinsam mehr zu erreichen.
Die Arbeit von zu Hause schenkt uns mehr Flexibilität, sie verlangt von uns aber gleichzeitig sehr viel mehr Eigenverantwortung und Disziplin. Eigenverantwortung im Sinne von Selbstorganisation, Priorisierung und Entscheidungen treffen. Disziplin im Sinne von Grenzen zwischen Beruf und Privatem selbst zu definieren, auf unsere Gesundheit zu achten und fokussiert auf unsere Ziele zu sein.
Als Führungskraft wird nun deutlich, was früher funktioniert hat und heute nicht mehr: Mikromanagement und volle Kontrolle im Homeoffice sind schwierig. Sicherzustellen, dass es den Mitarbeitern gut geht, sie an den richtigen Dingen zielführend arbeiten und die individuelle Führung bekommen, die sie brauchen, verlangt echte Leadership-Skills. Denn beeinflussen bedeutet mit meiner Kommunikation und meinem Verhalten mich selbst und andere zu befähigen, das zu tun, was auf meine Ziele und die Ziele der Firma einzahlt. Das ist im Büro vielen leichter gefallen. Dort können meine Mitarbeiter mich sehen und als Chef kann ich meine Werte und meine Erwartungen täglich vorleben. Ich werde schnell auf dem Flur eine Information los oder trommle kurz im Meetingraum alle zusammen. Das Büro war bis vor Kurzem ein wichtiger Kommunikationskanal, den wir nun clever ersetzen müssen.
Neue Strukturen sind gefragt
Wir brauchen nun andere Strukturen, Methoden, Tools und eine neue Meetingkultur. Wie sehr sich diese verändert hat, spüren wir zum Beispiel dann, wenn jemand in einem Zoom-Call als Einzige die Videokamera ausgeschaltet hat oder die Familie im Bildschirmhintergrund anfängt zu tanzen. Es macht etwas mit der Stimmung im „Raum“. Als Führungskraft ist es meine Aufgabe, sicherzustellen, dass meine Botschaft, meine Kommunikation bei meinem Team so ankommt, wie ich es beabsichtige. Individuelle Präferenzen und Kompetenzen spielen hierbei eine noch stärkere Rolle als zuvor, da der persönliche Kanal, das Anfassen und Erleben, über den wir viele Informationen wahrnehmen und Beziehungen aufbauen wegfällt. Nicht nur die meines Teams, sondern vor allem meine eigenen als Leader. Alte Regeln funktionieren nicht mehr, neue sind noch nicht etabliert.
Sind die Ziele kongruent?
Sprechen wir über Ziele, stellt sich die Frage, ob die Ziele meiner Mitarbeiter mit meinen und denen der Firma übereinstimmen. Wie sollen Mitarbeiter im Homeoffice entscheiden, was nun wichtig und dringend ist und welche Projekte nun welche Priorität haben?
Wahre Leader schaffen es, den Blick für das Wensentliche nicht zu verlieren, operative Hektik zu vermeiden und das Team, auch in turbulenten und unsicheren Zeiten durch den Sturm zu bringen.
Mikromanagement als Führungsstil kommt spätestens hier an seine Grenzen. Wenn ich jeden Knoten an Bord kontrollieren will, wird es schwierig den Kurs zu halten. Damit die Crew auch in stürmischen Zeiten motiviert ist, dabei zu bleiben, will sie wissen, wofür sie gerade durch den Sturm segelt.
Wozu machen wir das, was wir tun über das Geldverdienen hinaus?
Welchen Beitrag leisten wir als Unternehmen und als Mitarbeiter?
Wahre Leader entfalten dann ihre Strahlkraft und sind erfolgreich, wenn sie eine Vision mit ihrem Team teilen und sie sich bewusst sind über die Werte, die ihr Team stark machen. Wenn dieser Zweck des Unternehmens, diese Vision, Strategien und auch die Werte klar sind, ist es für jeden im Team ganz einfach abzuleiten, was sie tun müssen, um diese Vision zu erreichen und sicher durch den Sturm zu kommen. Sind diese Rahmenbedingungen im Team klar, können Mitarbeiter einfacher Verantwortung übernehmen, eigenverantwortlich agieren und die richtigen Entscheidungen treffen.
Auch wenn es dieser Pandemie und der damit einhergehenden Krise nicht viel Positives abzugewinnen gibt, ist sie womöglich der Auslöser für die Entwicklung einer besseren und motivierenderen Führungskultur, die ab sofort unabdingbar wird, um als Unternehmen und als Mensch erfolgreich zu sein.
Praxiserprobte Führungsmethoden von Leadern für Leader
In unserem Chief of the Year Remote Leadership Programm vermitteln wir deshalb nicht nur praxiserprobte Führungsmethoden von Leadern für Leader, sondern wir begleiten Führungskräfte als Coach und sorgen für regelmäßigen Erfahrungsaustausch unter Führungskräften in geschützter und inspirierender Atmosphäre. Das Programm ist von Unternehmern mit über 20 Jahren Erfahrung als Gründer, als Manager von internationalen Großkonzernen und als Business Angel entwickelt worden und fasst die wesentliche Literatur zum Thema Leadership zusammen – allerdings nur die, die sich in der Praxis auch erfolgreich erprobt hat.
Leonie Schulze Bölling
Geschäftsführerin CoA Academy GmbH
PS: Für uns sind alle Menschen gleichwertig - unabhängig von Geschlecht, Alter, ethnischer Herkunft und allen weiteren Verschiedenheiten. Deshalb wechseln wir für einen besseren Lesefluss gerne zwsichen der männlichen, weiblichen und sachlichen Form, anstatt jedes Mal alle grammatikalischen Geschlechter aufzulisten.