Motivation, Agilität und Leistung: Die modernen Ansprüche unserer aktuellen Arbeitswelt können nur von gesunden Mitarbeitenden bedient werden. Mithilfe eines betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) als übergeordnetes Unternehmensziel können Krankheitsfälle reduziert, die Fluktuation innerhalb der Belegschaft gesenkt und die Produktivität gesteigert werden.
In Zeiten von Work-Life-Blending bzw. Work-Life-Integration fühlen sich Arbeitnehmende häufig dazu verpflichtet, ihre nicht immer sichtbare Präsenz durch beständige Erreichbarkeit auszugleichen. Auch die zunehmende Flexibilität erfordert ein gesteigertes Organisationstalent der Mitarbeitenden im Arbeitsalltag und die physische Distanz zu den Kollegen begünstigt nicht zuletzt das Gefühl, mit Aufgaben allein gelassen zu werden – dies wird bei Über- oder Unterforderungen im Job sogar noch verstärkt. So setzt das „New Normal“ die Angestellten unter vermehrten Stress. In Anbetracht dieser neuen Herausforderungen gilt es mehr denn je, den Fokus auf die körperliche und mentale Gesundheit seines Teams zu legen – unabhängig von Branche und Arbeitsmodell. Denn die entstandenen, teilweise neuen Konzepte um New Work, Hybrid Work oder New Leadership lagern mitunter zwar den Arbeitsplatz zunehmend aus den Büroräumen aus, doch Arbeitnehmende sind damit keinesfalls dem Verantwortungsbereich der Unternehmen entrückt.
Firmen können mit einem systematisch implementierten betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) unterstützen. Häufig werden jedoch nur einzelne, freiwillige Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) eingeführt. Im Gegensatz zu einem langfristig ausgerichteten BGM-Konzept erhöhen BGF-Angebote jedoch nur kurzzeitig die Motivation und Zufriedenheit von Arbeitnehmenden oder reduzieren vorübergehend Fehlzeiten. Aus Kosten- und Kapazitätsgründen fehlt es oftmals besonders kleineren Unternehmen an einem langfristigen, übergreifenden BGM-Ansatz mit klaren Zuständigkeiten. Dabei kann das BGM maßgeblich dazu beitragen, die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden und damit den Unternehmenserfolg zu steigern.
"Prävention" lautet das BGM-Zauberwort
Die Gesundheit der deutschen Arbeitnehmenden leidet: Die Zahl der Burn-out-Fälle hat sich beispielsweise in den letzten zehn Jahren beinahe verdoppelt. Auch bewegen sich die Deutschen zu wenig. Richtig in alle betrieblichen Prozesse implementiert, unterstützt ein BGM mit seinen unterschiedlichen Bausteinen maßgeblich dabei, diesen und weiteren gesundheitlichen Problemen präventiv gegenzusteuern.
In der betrieblichen Gesundheitsförderungen zeigen beispielsweise spezielle Kurs- und Schulungsangebote im Bereich Ernährung, Burnout-Prävention, Stressmanagement oder Suchtprävention Wege für eine gesündere Lebensweise auf und helfen dabei, Krankheitsrisiken deutlich zu minimieren. So wurde eine gesunde Mitarbeitendenverpflegung in den letzten Jahren immer wichtiger. Kein Wunder, da fehlerhafte Ernährung und Bewegungsmangel die Hauptursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes sind. Da hier das Krankheitsrisiko mit zunehmendem Alter steigt, kommen Arbeitgeber, auch aufgrund des demografischen Wandels, nicht mehr um eine Auseinandersetzung mit diesem Thema herum. Dazu gehört ebenfalls, die standorteigenen Verpflegungsmöglichkeiten neu zu denken. Auch Bewegungsangebote wie Rückentraining oder Betriebssport sind sinnvolle Instrumente, die von Mitarbeitenden gut angenommen werden. Dies zeigt auch eine aktuelle Studie (PDF Download) zum BGM im Mittelstand: Hier steht bei Unternehmen der Einsatz von Trainingsangeboten auf Platz zwei der meist genutzten Maßnahmen im Rahmen eines BGM.
Ein weiterer BGM-Baustein umfasst Konzepte rund um den Arbeits- und Gesundheitsschutz. Dabei geht es neben der Vermeidung von Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten ebenso um gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen, wie eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes. Zudem ist die Vorbeugung von Sozialkonflikten Teil des BGMs. Der Fokus liegt hier meist auf Führungskräftetrainings oder Vereinbarungen für den respektvollen Umgang miteinander –auch bei virtuellen Arbeitsformen. Die Konzeption eines betrieblichen Eingliederungsmanagements machen schließlich alle Bausteine eines strategischen und langfristig ausgerichteten BGMs komplett.
Egal ob Großkonzern oder Start-up: Ein BGM ist ein wichtiger Bestandteil jeder Firmenkultur, hilft Mitarbeitende langfristig zu binden und zahlt damit auch direkt auf das Employer Branding ein.
Treffpunkt: Hybrid-Work-Büro
Wenngleich Homeoffice durch die Pandemie in vielen Firmen nun zur Unternehmenskultur gehört, hat das Büro noch längst nicht ausgedient. In der Studie The Future is Hybrid (PDF-Download) zeigt sich: Der aktuelle Trend der Arbeitswelt geht zu einem 3-Tage-Büro-2-Tage-Homeoffice-Modell. Wie die Ergebnisse bezeugen, hat sich damit auch die Rolle der Geschäftsräume geändert. Arbeitnehmende, die Remote-Work-Möglichkeiten angeboten bekommen und dennoch in die Firma gehen, suchen zumeist den sozialen und kreativen Austausch im Team. Dabei möchten sie die Flexibilität in der Termin-, Essens- oder Freizeitplanung des Homeoffice allerdings nicht missen. Das moderne Hybrid-Work-Büro sollte daher die Vorteile beider Arbeitsmodelle miteinander verbinden. Die Geschäftsräume müssen als neue Zuflucht der Remote Worker gesehen werden: Wer früher für eine Pause vom Arbeitsalltag in das Café in die Ecke gegangen ist, kehrt nun auf der Suche nach Abwechslung aus dem heimischen Arbeitsplatz in die Büroräume zurück. Das Bedürfnis nach neuen Möglichkeiten der Mitarbeitendenverpflegung im Geschäftsgebäude ist ebenso stark gestiegen wie der Wunsch nach Sport- oder anderen Teambuildingangeboten in den firmeneigenen vier Wänden. Das Büro hat sich zur Begegnungsstätte gewandelt, seine Ausstattung und Organisation als Teil des BGM müssen dementsprechend angepasst werden.
Durch den neuen Mix aus Remote und Office muss auch das BGM an dieses Modell angepasst werden. Viele Unternehmen bieten ihren Angestellten inzwischen auch virtuelle Formate wie Webinare oder Gesundheits-Apps an. So können alle Mitarbeitenden zeit- und ortsunabhängig erreicht werden. Ein digitales BGM sollte das analoge jedoch keinesfalls ersetzen, sondern lediglich ergänzen. Gerade die sozialsystematischen Aufgaben lassen sich remote nur bedingt auffangen – eine Aussprache vor Ort oder ein gemeinsames Training zur Konfliktbewältigung sind in den meisten Fällen zielführender und halten länger nach als digitale Lösungen. Bestenfalls stehen im BGM sowohl internetbasierte als auch Angebote vor Ort zur Verfügung. Wichtig ist dabei stets die Fairness: Ein Essens- und Getränkezuschuss richtet sich beispielsweise an alle Arbeitnehmende, während sich Benefits wie ein Dienstwagen nur an ausgewählte Angestellte richten.
Im Kampf gegen den Fachkräftemangel
In vielen Berufszweigen ist Remote-Work hingegen gar nicht umsetzbar, insbesondere in systemrelevanten Bereichen wie dem Transport- oder dem Gesundheitssektor. Von der New-Work-Bewegung blieben allerdings auch diese Branchen nicht unberührt, sodass sich die Ansprüche der Mitarbeitenden an die Arbeitsplatzausstattung geändert haben. Da gerade diese Branchen sehr stark vom Fachkräftemangel betroffen sind, müssen Betriebe, die nicht mit flexiblen Arbeitszeitmodellen für sich werben können, nun handeln. Es gilt sich durch Benefits, wie auch einem umfassenden BGM, als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Gerade Essenszuschüsse sind sehr beliebt, da sich in systemrelevanten Jobs die ausgedehnte Pause in der Betriebskantine oftmals schwierig gestaltet – sofern sie vorhanden ist. Ein einfacher Zugang zu gesunden und frischen Mahlzeiten am Arbeitsplatz, trotz Schichtarbeit oder abgeschiedener Lage, ist ein klarer Positionierungsvorteil für Unternehmen. Immerhin legen 62,7 Prozent der Arbeitnehmenden laut Sodexo-Studie großen Wert auf ein gesundes Mittagessen, das ihnen durch neue, flexible Verpflegungslösungen auch 24/7 geboten werden kann.
Gesunde Mitarbeitende für ein gesundes Unternehmen
So zeigt sich: Für mehr Produktivität, Teamzusammenhalt und Agilität im Arbeitsalltag sollten Firmen nicht nur in (virtuelle) Tools und Schulungen investieren, sondern zuallererst in die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden – sie sind schließlich das wertvollste Kapital eines jeden Betriebes. Die Zusatzleistungen zeigen zudem Wertschätzung: Die Angestellten verbringen schließlich einen Großteil ihrer Lebenszeit am Arbeitsplatz. Sie haben es daher verdient, diese Zeit gesundheitsförderlich gestalten zu können. Bei der Implementierung eines BGM gibt es allerdings kein Patentrezept. Jedes Business steht vor anderen Herausforderungen, ist anders organisiert und aufgestellt. Je besser ein Arbeitgeber die Anforderungen an seine Mitarbeitenden und deren individuellen Bedürfnisse kennt, desto erfolgreicher kann ein umfassendes BGM eingeführt werden und desto weitreichender sind auch dessen Ergebnisse.
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