Nach intensiver Forschungsarbeit ging mit AgoraNatura im September 2020 der deutschlandweit erste Online-Marktplatz für zertifizierte Naturschutzprojekte online. Das Ziel: engagierten Unternehmen und Privatpersonen den freiwilligen Einsatz für Artenschutz in Deutschland so einfach wie möglich zu machen. Gleichzeitig öffnet die Plattform neue Möglichkeiten für LandnutzerInnen, wichtige Artenschutzprojekte auf ihren Flächen durchzuführen, die sonst an der Finanzierung scheitern würden. Im Einsatz für die biologische Vielfalt treffen so diejenigen mit verfügbaren Flächen und Fachwissen auf diejenigen, die mit ihren finanziellen Mitteln Naturschutzprojekte realisieren können.
Wie funktioniert der Marktplatz?
Der Marktplatz ist unter www.agora-natura.de erreichbar und versteht sich als unabhängige Vermittlungsplattform. Projekt-AnbieterInnen können Projekte einreichen und anschließend nach dem Vorbild des Crowdfunding Zertifikate zum Verkauf anbieten. Sind alle Zertifikate aus einem Projekt verkauft, kann das Projekt in die Umsetzung gehen. InvestorInnen können hierbei sicher sein, dass sie mit dem Kauf der Zertifikate auch tatsächlich einen Beitrag zum Artenschutz leisten, denn jedes AgoraNatura-Projekt wird nach dem NaturPlus-Standard (www.naturplus-standard.de) zertifiziert. Damit wird sichergestellt, dass die geplanten Maßnahmen sich positiv auf die Natur auswirken und zudem während der Umsetzung regelmäßig überprüft werden. Je nach Projekt sind die angebotenen Zertifikate ab 10 Euro zu erwerben. Sie beziehen sich immer auf ein Jahr und eine Fläche von 100 Quadratmetern. Neben Blühflächen und Streuobstwiesen gibt es auch Projekte, die gezielt bestimmte Arten wie Greifvögel oder Amphibien fördern.
Alle Projekte verfolgen das Ziel, konkrete Naturleistungen zu fördern. Naturleistungen sind die Leistungen der Natur, die für das menschliche und wirtschaftliche Wohlergehen sorgen. Dazu gehört, dass uns die Natur mit sauberem Wasser, sauberer Luft und Rohstoffen versorgt. Sie bindet zudem Kohlenstoffdioxid und trägt damit zum Klimaschutz bei. Die AgoraNatura-Blüte macht für InvestorInnen auf einen Blick sichtbar, welche von aktuell sechs Leistungen der Natur durch ein Projekt unterstützt werden. Somit können InvestorInnen durch die Förderung konkreter Projekte einerseits Verbundenheit zu ihrer Region zeigen und sich im gleichen Atemzug für die Schonung wichtiger Produktionsgrundlagen einsetzen.
Der Ansatz von AgoraNatura ist bisher deutschlandweit einzigartig und richtet sich allen voran an Unternehmen, die beim Schutz der Artenvielfalt und Sicherung natürlicher Ressourcen freiwillig Verantwortung übernehmen möchten. Diese zukunftsorientierten Unternehmen sollen befähigt werden, sich so unkompliziert und unbürokratisch wie möglich für den Naturschutz einzusetzen – in welchem Umfang auch immer. Auch für die AnbieterInnen bietet das Pionierprojekt vorher nicht dagewesene Perspektiven. So beklagt Markus Stein von der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg, dass die derzeitige Förderlandschaft den Aufbau neuer Projekte priorisiere und dabei oft die notwendigen langfristigen Pflegemaßnahmen ignoriere. AgoraNatura hingegen ermöglicht die Suche nach neuen InvestorInnen aus der Privatwirtschaft, die wissenschaftlich fundierte, langfristig geplante Projekte honorieren möchten.
Warum sich AgoraNatura für Unternehmen lohnt
Freiwilliger Einsatz für die Natur muss unkompliziert und unbürokratisch sein – und genau hier setzt AgoraNatura an. Mit dem Kauf von Zertifikaten können Unternehmen schnell und nachweisbar die Projekte und die Naturleistungen unterstützen, die ihnen wichtig sind. Gleichzeitig zeigen sie hierdurch Führungsstärke bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der UN (Sustainable Development Goals).
Dass unternehmerische Verantwortung der Umwelt gegenüber für KonsumentInnen und Mitarbeitende ein wichtiges Thema ist, zeigen Umfragen. So halten laut einer Umfrage der Managementberatung BrandTrust aus dem Jahr 2020 71% der Konsumenten in D-A-CH-Staaten es für sehr wichtig oder wichtig, dass Marken mit ihren Angeboten weder der Umwelt noch den Menschen schaden – und 62% erwarten sogar verantwortungsvolles Handeln über Produkte und Dienstleistungen hinaus1. In den Unternehmen selbst sind einer Umfrage der Jobplattform StepStone aus diesem Jahr 76% der Beschäftigten in Deutschland der Meinung, dass das Thema Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert bei ihrem Arbeitgeber haben sollte - und fast die Hälfte würde bei einem Jobwechsel gezielt nach nachhaltigen Unternehmen suchen 2.
Was bisher erreicht wurde
Die noch junge Online-Plattform hat in nur wenigen Monaten bewiesen, dass ihr innovatives Konzept auf Anklang stößt. Insgesamt wurden bisher 11 Naturschutzprojekte von AnbieterInnen aus Bayern, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf dem Portal veröffentlicht. Hiervon wurden acht Projekte bereits umgesetzt oder stehen kurz davor und drei Projekte sind nach heutigem Stand noch offen für InvestorInnen.
Michael Hillmann, Vertriebsleiter der WEMAG AG und Pionier-Investor der ersten Stunde, sieht gleich mehrere Gründe für ein unternehmerisches Engagement: „Mit dem AgoraNatura -Konzept wird Naturschutz transparent und für jeden nachvollziehbar. Das Besondere dabei ist, dass wir damit unsere Kunden ermutigen können, selbst die Initiative zu ergreifen. Das trifft den Zeitgeist“, so der Unternehmer.
Auch Matthias Maino, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Freising e.V. und Anbieter des Projekts „Naturnahe Weideflächen im Freisinger Moos“, sieht AgoraNatura als ein Modell der Zukunft: “Wir denken, dass der Ansatz von AgoraNatura innovativ und zukunftsweisend ist. Für die Umsetzung unseres Projekts fehlten uns bisher die finanziellen Mittel, um gemeinsam mit dem Landwirt die Anfangsinvestitionen für den Start zu stemmen.” Dank des finanziellen Engagements der ISCC System GmbH, die das Projekt unterstützt, kann Herr Maino nun über fünf Jahre die naturnahe Beweidung der Fläche planen und damit für brütende Vögel langfristig einen wichtigen Rückzugsort schaffen.
Wie können Unternehmen ihr Interesse zeigen?
Aktuell verfügbare Projekte auf AgoraNatura sind über agora-natura.de/aktuelle-angebote abrufbar. Nach Erstellung eines Nutzerprofils sind es nur noch wenige Klicks bis zum Kauf der Zertifikate und somit zu einem dokumentierten und transparenten Naturschutzengagement. Auch der Besuch der Projektflächen, etwa mit KundInnen oder Belegschaft, kann ermöglicht werden. Alternativ können interessierte Unternehmen sich auch mit Projektwünschen per E-Mail an investition@agora-natura.de wenden. Das Team wird sich dann um ein Projekt in der gewünschten Region bemühen.
Hintergrund
AgoraNatura ist im Rahmen eines gemeinsamen Forschungs- und Umsetzungsprojekts aus Wissenschaft, Naturschutz und Landschaftspflege entstanden. Ihr Ziel ist es, einen digitalen Ort zu schaffen, über den sich mehr Unternehmen und Privatpersonen gemeinschaftlich und effektiv für den Erhalt der Natur in ihrer Region einsetzen können. Betrieben wird der Online-Marktplatz durch die Deutsche Umwelthilfe (DUH), das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), die Universität Greifswald und den Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL).
Gefördert wird AgoraNatura im Rahmen einer gemeinsamen Förderinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) sowie des Bundesamts für Naturschutz (BfN).
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