Reptilien als Haustier – kleiner Ratgeber

Keine Frage, Reptilien sind sehr schön anzusehen und begeistern aufgrund ihrer Optik und Verhaltensweise. Daher kann so ein Bartagam oder eine Schildkröte schon einmal Spaß machen, allerdings solltest Du Dir vor dem Kauf eines Reptils einiges überlegen. Vor allem aber solltest Du darüber nachdenken, ob ein Reptil wirklich das geeignete Haustier für Dich und Deine Familie ist. Immerhin kannst Du ein Reptil in der Regel nur anschauen, nicht aber mit ihm spazieren gehen oder ihm lustige Tricks beibringen. Auch wird es keinem Ball oder Federanhänger nachjagen und zum kuscheln wird es auch nicht kommen. Sieht man einen Gecko ein wenig schief an, so fällt es auseinander und überhaupt wollen Reptilien nur ungerne herum getragen werden. Und dennoch leben in vielen Deutschen Haushalten Reptilien.

Faszination Reptil – was uns an den Reptilien so begeistert

Reptilien faszinieren uns nach wie vor, denn sie erinnern uns unterbewusst an längst vergangene Zeiten. Ja, Krokodile, Schildkröten und sämtliche Echsenarten sind die letzten verbliebenen Dinosaurier. So könnte man es jedenfalls einem kleinen Kind erklären, und irgendwie stimmt es auch. Reptilien faszinieren kleine und große Menschen und das obwohl man mit ihnen irgendwie gar nicht so viel anfangen kann. Macht nichts – man kann sie beobachten und sich an ihrem Anblick und den Besonderheiten erfreuen.

Kleine, bunt - graue Eidechse auf einem Ast im Terrarium
Reptilen sind besonders außergewöhnlich und faszinieren mit ihrem ganzen Erscheinungsbild viele Menschen

Merkmale von Reptilien – ab wann ist ein Tier ein Reptil?

Ehe Du Dich für ein Reptil als Haustier entscheidest, solltest Du einiges über diese Tiere wissen. Denn eigentlich sind Reptilien nur bedingt als Haustier geeignet und für die meisten Menschen ungeeignet.

  • Die Atmung von Reptilien geht über die Lunge, eine klassische Lungenatmung also.
  • Reptilien besitzen vier Beine, allerdings gehören auch Schlangen zu den Reptilien. Tatsächlich sind die Beine bei den Schlangen über die Jahrtausende so weit zurück gebildet, dass man sie nicht mehr erkennt.
  • Reptilien legen ihre Eier an Land ab und sie gebären nicht lebend.
  • Seeschlangen sind die Ausnahme unter den Eierlegern, denn sie gebären ihren Nachwuchs lebend.
  • Die Fortpflanzung bei Reptilien erfolgt im Rahmen der Kopulation, die Eiern in den Reptilien werden befruchtet.
  • Die Haut der Reptilien ist sehr trocken und oft rau.
  • Reptilien hören kaum bis sehr schlecht. Allerdings besitzen sie alle das so genannte Jacobsonsche Organ, mit welchem sie extrem feine Gerüche wahrnehmen können.
  • Reptilien besitzen eine Kloake, keinen geteilten Ausgang für Harn und Kot.
  • Die Körpertemperatur wird bei Reptilien von ihrer Umgebungstemperatur gesteuert. Wenn es kalt wird, dann können sie sich nicht mehr bewegen.
  • Reptilien besitzen einen Panzer und so genannte Hornplatten oder Hornschuppen.
  • Alle Reptilien besitzen einen Schwanz bzw. ein Rudiment.
  • Reptilien sind Wirbeltiere und besitzen eine Wirbelsäule.

Wie viel Zeit nehmen Reptilien in Anspruch?

Reptilien sind für all diejenigen das perfekte Haustier, die eigentlich keine Zeit für ein Tier haben, häufig auf Reisen sind und auch sonst keine Lust auf Spiele, Erziehung und Kuscheln haben. Wer einmal vergisst sein Reptil zu füttern, der wird sich auch keine großen Sorgen machen müssen, immerhin fasten Reptilien mehrere Wochen am Stück. Reptilien bewegen sich eigentlich kaum, sodass Gäste das Reptil oft erst im Terrarium suchen müssen. Gut getarnt kann es also ganz schön langweilig werden. Herausnehmen ist zwar erlaubt, allerdings für ein Reptil immer mit Stress verbunden. Wer das seinem Tier nicht antun möchte, der belässt es beim anschauen. Spannend wird es bei der Lebendfütterung, beispielsweise dann, wenn Du Deinem Bartagam lebende Heuschrecken fütterst. Dann können aus den trägen Reptilien schnell sehr aktive Lebewesen werden. Das war es aber dann auch schon.

Kleinkind im blauen Shirt und Locken hält eine Schildkröte in seinen Kinderhänden
Reptilien sind für Kinder nur bedingt geeignet da man sie vor allem nur anschauen kann. Auch die Fütterung mit lebenden Futtertieren ist nicht jedermanns Sache.

Reptilien und Kinder – passt das?

Kinder werden sich nicht allzu lange an einem Reptil erfreuen. Du musst einfach bedenken, dass Reptilien nicht unbedingt erzogen werden können. Du kannst ihnen nichts beibringen und auch sonst werden sie sich nie wirklich an den Menschen gewöhnen, bzw. gerne bei ihm sein. Das bedeutet, dass sich Kinder schnell an dem Mitbewohner satt gesehen haben, wirklich etwas mit ihnen anfangen können sie nicht. Desweiteren kann es sogar gefährlich werden, selbst wenn Du nur eine kleine Würgeschlange besitzt. Kurz gesagt, Reptilien gehören einfach nicht in Kinderhände.

Kostenaspekte der Reptilienhaltung

Die Anschaffungskosten eines Reptils variieren natürlich zunächst in der Art, ähnlich wie es bei Hunden oder Katzen der Fall ist. Chamäleons können durchaus 300-400 Euro kosten, einige seltene Arten sogar bis zu 2000 Euro. Grüne Leguane sind dafür bereits ab 150 Euro erhältlich, Schlangen liegen deutlich darunter. Die schreckhaften und scheuen Geckos kosten in der Regel etwa 100 Euro und bei Schildkröten dürfen Sie zwischen 10 und 200 Euro für bestimmte Landschildkrötenarten rechnen.
Je größer das Reptil, desto größer natürlich der Lebensraum. Preise für passende Terrarien beginnen bei etwa 50 Euro, für größere Tiere sind aber schnell auch mal 300 Euro und mehr fällig. Hinzu kommen die Kosten für das Zubehör. Sie benötigen Wasserbäder, Lampen und Klettermöglichkeiten, sowie diverse Heizungen. Zu letzterem musst Du auch mit erhöhten Stromkosten rechnen. Reptilien benötigen nämlich durchgehend eine Temperatur von bis zu 30 Grad und das kann auf Dauer auf die Stromrechnung schlagen.
Die Futterkosten sind ebenfalls je nach Tierart unterschiedlich zu berechnen. Geckos fressen für etwa 5 Euro im Monat, einige Schlangenarten können schon einmal Futter im Wert von 50 Euro und mehr verschlingen. Und auch die Tierarztkosten sind, wenn sie denn mal anfallen, hinzuzurechnen. Allerdings benötigen Reptilien nur in seltenen Fällen Impfungen. Nach dem Schlangenkauf sollte man diese aber entwurmen. Geschieht im Leben eines Reptils nichts außergewöhnlich Schlimmes, so darfst Du mit etwa 100 Euro Tierarztkosten im Reptilienleben rechnen. Das ist nicht allzu viel oder vergleichbar mit den Kosten für einen Hund.

Weißer gepackter und geöffneter Koffer aus dem eine Schlange hervorschaut
Wer Reptilien aus dem Urlaub mitbringt, kann am Zoll eine böse Überraschung erleben. Mal ganz abgesehen davon, dass man aus Gründen der Tiergesundheit, keine Tiere im Koffer schmuggeln sollte.

Reptilien kaufen – von Agame über Schildkröten und Vogelspinnen

Reptilien sollten ausschließlich bei einem Fachhändler oder einem Züchter gekauft werden. Auf keinen Fall von ausländischen Auslandshändlern während dem Urlaub. Hierfür könntest Du das ein oder andere Problem beim Zoll bekommen. Achte auf das Verhalten des Tieres, welches Du gut beurteilen kannst, wenn Du Dich vor dem Kauf mit der Tierart und den Besonderheiten beschäftigt hast. Und bedenke auch, dass Du bei manchen Tierarten einiges an Wissen mit bringen solltest, ehe Du Dich ein solches Tier zulegst. Eine Würgeschlange in falschen Händen kann großen Schaden anrichten.

Fazit

Reptilien sind faszinierende Tiere, die durch ihre Haut, ihre Bewegungen und ihren gesamten Organismus so ganz anders sind, als viele unserer vierbeinigen Freunde. Ihre artgerechte Haltung stellt besondere Anforderungen an den Aufbau eines Terrariums da. Wenn dies aber erst einmal erledigt wurde, sind Reptilien relativ pflegeleichte Haustiere. Für Kinder sind sie allerdings nur bedingt geeignet und in Urlaubszeiten müssen sich zuverlässige Personen finden, die auch mit der Fütterung von lebendigen Insekten klar kommen.

 

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(c)trek6500 - Fotolia.com
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Autor dieses Beitrags: Stefanie Vogt

Ich bin Steffi, bekennende Tiernärrin, Dosenöffner für ehemals drei Kater und aktuell drei Hunde: zwei portugiesische Herdenschutzhunde sowie ein Terriermischling. Ich möchte mit meinen Beiträgen allen Tierbesitzern helfen, ihre Lieblinge noch besser zu verstehen. Dabei helfen mir sowohl meine medizinische Ausbildung als auch mein tierpsychologisches Studium.

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