Weiterhin schwere Zeiten für Automobilzulieferer - Produktionsvolumen 2022

2023 immer noch unter Wert vor der Pandemie

München/Frankfurt (ots) -


- Inflation, Halbleitermangel sowie steigende Material- und Energiekosten werfen Branche deutlich zurück
- Segmente Elektronik (9,4 Prozent durchschnittliche EBIT-Marge) und Aftermarket (10,5 Prozent) am profitabelsten - traditionelle und kleine Zulieferer trifft Margendruck am härtesten
- Inflationsbedingte Leitzinserhöhungen verteuern Refinanzierung und erschweren damit Investitionen in Zukunftsfähigkeit erheblich

Automobilzulieferer müssen sich weiterhin auf herausfordernde Zeiten einstellen - und das, während die Branche unter enormem Transformationsdruck steht. Zwar hat die durchschnittliche Gewinnmarge 2021 mit 5,3 Prozent wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht - doch der Krieg in der Ukraine, der Halbleitermangel sowie die steigenden Material- und Energiepreise haben diese Erholung 2022 abrupt gestoppt. Der globale Umsatz der Zuliefererindustrie wird inflationsbereinigt in den nächsten zwölf Monaten erneut unter dem Niveau von 2019 liegen. Das anspruchsvolle Zinsumfeld erschwert zudem notwendige Investitionen in die technologische Zukunftsfähigkeit des Sektors. Dies sind Kernergebnisse der "Global Automotive Supplier Study 2022" für die Lazard und Roland Berger die Leistungsindikatoren von rund 600 Zulieferern analysiert haben.

"Seit drei aufeinanderfolgenden Jahren hat die Automobilzuliefererindustrie nun mit einem geringeren Produktionsvolumen als vor der Pandemie zu kämpfen und es bestehen kaum Anzeichen für eine umfassende Trendwende. Eine Rückkehr zum Vor-Krisen-Niveau ist erst nach 2025 zu erwarten", sagt Felix Mogge, Partner bei Roland Berger. "Große Unterschiede zeigen sich jedoch in der Profitabilität der verschiedenen Segmente. Während Elektroniklieferanten und Aftermarket-fokussierte Zulieferer die durchschnittliche Rentabilität der Branche weit übertreffen konnten, sehen sich die meisten Anbieter traditioneller Komponenten in diesem Marktumfeld mit weiter sinkenden Gewinnspannen konfrontiert. Insbesondere kleine Zulieferer, die regional schlechter aufgestellt sind und denen es an breiter Produktdiversifizierung mangelt, werden sich wahrscheinlich am langsamsten erholen."

Margen bei meisten Anbietern weiter erheblich unter Druck

Die Covid-Pandemie und die darauffolgenden Krisen haben die Zulieferindustrie mit Blick auf das Umsatzwachstum um fünf Jahre auf den Stand von 2017/18 zurückgeworfen. Insbesondere in Europa haben die schwachen Produktionsvolumen zu einer strukturellen Unterauslastung von Kapazitäten bei den Zulieferern geführt.

Bereits seit 2019 entwickeln sich die Margen von OEMs und Zulieferern strukturell in gegensätzliche Richtungen. Dieser Effekt wurde in 2021 und 2022 nochmals verstärkt: Denn es gelang den meisten Zulieferern nicht, die steigenden Kosten aus Energie und Logistik und der Halbleiterknappheit ausreichend weiterzugeben. Ihre Margen werden 2022 im Vergleich zu 2021 (im Durchschnitt 5,3 Prozent) daher erneut sinken - und auch für 2023 ist vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Lage keine grundlegende Besserung zu erwarten. Dabei bestehen jedoch große Unterschiede: zwischen den unterschiedlichen Teilbereichen. 2021 haben vor allem Unternehmen aus den Bereichen Elektronik (9,4 Prozent durchschnittliche EBIT-Marge) und Aftermarket (10,5 Prozent) profitiert. Zulieferer von Außenkomponenten standen aufgrund von Standardisierung und steigender Rohstoffkosten am stärksten unter Druck (4,3 Prozent).

Mit Blick auf die Unternehmensgröße waren Mega-Zulieferer mit einem Umsatz von mehr als 10 Mrd. Euro mit einer EBIT-Marge von 5,9 Prozent im Jahr 2021 noch am profitabelsten. Kleinere Firmen mit unter 500 Millionen Euro Umsatz kommen nur auf niedrige Margen von durchschnittlich 2,8 Prozent. In 2022 ist aber auch bei vielen großen Zulieferern aufgrund der Faktorkostensteigerungen die Ertragslage nochmals stärker unter Druck geraten. Die gemeinschaftliche Bewältigung dieser Herausforderung mit den OEMs dürfte auch 2023 die Agenda der Zulieferer bestimmen.

Anstieg der Refinanzierungskosten sehr reales Risiko

"Die Leitzinserhöhungen in Zeiten von Inflation werden die künftigen Refinanzierungsmöglichkeiten für Automobilzulieferer deutlich verteuern. In Kombination mit dem schwankenden Produktionsvolumen und der potenziellen Herabstufung der eigenen Kreditwürdigkeit ist dies ein substanzielles Risiko für Zulieferer", so Christof Söndermann, Managing Director bei Lazard. "Wir gehen nicht davon aus, dass sich dieses Kreditklima in den nächsten zwölf bis 18 Monaten verbessern wird. Mehrere Automobilzulieferer wurden im Vergleich zu 2019 vom Investment-Grade in den Non-Investment-Grade-Bereich heruntergestuft. Dies ist eine kritische Entwicklung, da der Kapitalbedarf zur Finanzierung der industriellen Herausforderungen erheblich und der Zugang zu Eigenkapital für traditionelle Automobilzulieferer limitiert ist."

Die Transformation der Automobilindustrie hin zum elektrischen und autonomen Fahren mit immer stärker digitalisierten Fahrzeugfunktionen und Mobilitätsangeboten führt auch bei den Zulieferern zu notwendigen Investitionen in neue Technologien. Umsatz- und Gewinnwachstum lässt sich den Studienautoren zufolge in den nächsten Jahren nur in Kombination mit neuen Technologien erzielen. Lag 2019 beispielsweise der Marktanteil von elektrischer Antriebstechnik an allen Komponenten nur bei 4 Prozent, wird er bis 2030 auf 25 Prozent steigen.

Die vollständige Studie können Sie hier herunterladen:

https://www.lazard.com/perspective/2022-global-automotive-supplier-study/

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