Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe im Juni 2022

+0,5 % zum Vormonat / Auftragsbestand erreicht neuen Höchststand seit Beginn der Zeitreihe 2015

17.08.2022
WIESBADEN (ots) -

Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe, Juni 2022

+0,5 % real zum Vormonat (kalender- und saisonbereinigt)

+14,1 % real zum Vorjahresmonat (kalenderbereinigt)

Reichweite des Auftragsbestands

8,0 Monate

Der reale (preisbereinigte) Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe war nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Juni 2022 kalender- und saisonbereinigt 0,5 % höher als im Mai 2022. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Juni 2021 war der Auftragsbestand im Juni 2022 kalenderbereinigt 14,1 % höher. Damit hat der Auftragsbestand des Verarbeitenden Gewerbes einen neuen Höchststand seit Beginn der Erfassung im Jahr 2015 erreicht.

Die offenen Aufträge aus dem Inland erhöhten sich im Juni 2022 gegenüber Mai 2022 um 2,0 %, hingegen sanken die aus dem Ausland um 0,3 %. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern erhöhte sich der Auftragsbestand um 1,8 % sowie bei den Herstellern von Investitionsgütern um 0,5 %. Im Bereich der Konsumgüter lag der Auftragsbestand 5,9 % niedriger als im Vormonat. Diese Veränderung ist allerdings nicht ausschließlich konjunkturell bedingt, sondern insbesondere auf Korrekturmeldungen im Bereich Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen im Juni 2022 zurückzuführen. Hier ergab sich im Vergleich zum Vormonat ein Rückgang um 30,4 %. Ohne Berücksichtigung der Konsumgüter stieg der Auftragsbestand im gesamten Verarbeitenden Gewerbe um 0,7 %.

Obwohl die Auftragseingänge um 0,4 % abnahmen und die Umsätze mit 3,0 % deutlich gestiegen sind, war das Auftragseingangsvolumen auch im Juni 2022 wie in den Monaten zuvor immer noch leicht höher als das Umsatzvolumen. Der Nachfrageüberhang dürfte vor allem auf die anhaltend hohe Knappheit an Vorprodukten zurückzuführen sein. Gestörte Lieferketten infolge des Kriegs in der Ukraine und anhaltender Verwerfungen durch die Corona-Krise führen nach wie vor zu Problemen beim Abarbeiten der Aufträge. Laut dem ifo Institut für Wirtschaftsforschung gaben 74,1 % der befragten Industrieunternehmen im Juni 2022 an, von Engpässen und Problemen bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen betroffen zu sein. Im Mai waren es noch 77,2 %. Den Zusammenhang von Materialknappheit und Industrieaktivität stellt das Statistische Bundesamt in einer Analyse mit fortlaufend aktualisierten Zahlen dar.

Reichweite des Auftragsbestands leicht rückläufig bei 8,0 Monaten

Im Juni 2022 betrug die Reichweite des Auftragsbestands 8,0 Monate (Mai 2022: 8,1 Monate). Bei den Herstellern von Investitionsgütern betrug die Reichweite 11,8 Monate (Mai 2022: 11,9 Monate), bei Vorleistungsgütern lag sie bei 4,1 Monaten (Mai 2022: 4,0 Monate) und bei Konsumgütern betrug die Reichweite 3,5 Monate (Mai 2022: 3,7 Monate).

Die Reichweite gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten. Sie wird als Quotient aus aktuellem Auftragsbestand und mittlerem Umsatz der vergangenen zwölf Monate im betreffenden Wirtschaftszweig berechnet.

Methodische Hinweise:

In allen Meldungen zu Konjunkturindikatoren sind die unterschiedlichen Vergleichszeiträume zu beachten. Im Fokus der Konjunkturbeobachtung steht der Vergleich der Kalender- und saisonbereinigten Werte zum Vormonat/Vorquartal. Hieraus lässt sich die kurzfristige konjunkturelle Entwicklung ablesen. Der kalenderbereinigte Vorjahresvergleich dient einem längerfristigen Niveauvergleich und ist von saisonalen Schwankungen und Kalendereffekten unabhängig. In der Corona-Krise und im Zuge des Kriegs in der Ukraine kann es durch die zeitweise starken Rückgänge und Anstiege zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen im Vormonats-/Vorquartalsvergleich und Vorjahresvergleich kommen.

Der Auftragsbestand umfasst die Summe der Auftragseingänge am Ende des Berichtsmonats, die bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu Umsätzen geführt haben und die nicht storniert wurden. Die Daten zum Auftragsbestand basieren auf den Volumenindizes des Auftragsbestands im Bereich des Verarbeitenden Gewerbes, saison- und kalenderbereinigt mit dem Verfahren X13 JDemetra+. Der Auftragsbestand wird in der Gliederung der "Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008)" erfasst und ausgewertet. Dabei wird der Auftragsbestand wie der Auftragseingang nur in ausgewählten Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes erhoben.

Weitere Informationen:

Die Ergebnisse zum Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe - auch aufgeschlüsselt nach Branchen - sind neben weiteren Indikatoren zur Einordnung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auch auf der Sonderseite "Corona-Statistiken" (www.destatis.de/corona) im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes verfügbar.

Ergebnisse in tiefer Gliederung können in der Datenbank GENESIS-Online abgerufen werden (42155-0004 Auftragsbestandsindizes und 42113-0001 Reichweiten des Auftragsbestandes).

Diese Pressemitteilung ist, gegebenenfalls ergänzt mit weiteren Informationen und Verlinkungen zum Thema, veröffentlicht unter www.destatis.de/pressemitteilungen.

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